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Lippenspannung

Lippenspannung , auch: Grundspannung

Die Grundspannung der schwingenden Lippen erzeugt im Zusammenspiel mit dem Luftstrom und den Schwingungseigenschaften der stehenden Welle den Ton am Didjeridu (und anderen Blasinstrumenten) und beeinflusst die klangliche Ausprägung. Mit der bewusst kontrollierten Lippenspannung kann die Bildung bestimmter Töne (Obertöne, Über- und Unterblasene Töne) unterstützt werden.

Zur detaillierteren Erklärung der Lippenspannung empfiehlt sich ein bildhafter Vergleich mit einem Luftballon: Zieht man bei einem aufgeblasenen Luftballon mit den Fingern die Tülle in die Breite, ist die Spannung der Tülle umso höher, je breiter diese gezogen wird. Wird die Tülle hingegen losgelassen, entweicht die Luft, und schließlich verbleibt keinerlei Spannung auf der Tülle.

Vereinfacht übertragen auf die Lippen bedeutet dies: Je stärker die Lippen bzw. die Mundwinkel breit (in Richtung der Ohren) gezogen werden, desto höher ist die Lippenspannung.

Bei genauerer Betrachtung setzt sich Lippenspannung aus den folgenden Wirkungsfaktoren zusammen:

1. Querspannung

Die Lippen folgen im Didgeridoo einer Mischung aus Schwingungen, die gegeneinander und ins Innere des Instrumentes schwingen.

Je stärker der Zug an den Aufhängungspunkten (= Mundstückrand), desto mehr Kraft ist erforderlich, resultierend in einer kraftvolleren Schwingung sowie höherer Lautstärke. Dieses Kräfteverhältnis kann nur bis zu einem bestimmten Punkt gesteigert werden: Bei einer Überforderung kann die Schwingung nicht gehalten werden und bricht ab oder tritt in die nächsthöhere stabile Frequenz ein (Überblasener Ton)

Diese Querspannung wird erreicht durch das Auseinanderziehen der Mundwinkel und durch Verstärkung der Muskelkraft in den Mundwinkeln.

Verwendet wird hier häufig das Bild vom „Grinsen”, oder der „Sauren Zitrone”.

Die Größe des Mundstückes im Vergleich zur Lippenbreite stellt hierbei einen wichtigen Faktor dar. Je weiter die schwingenden Bereiche von den Mundwinkeln entfernt sind (z. B. kleines Mundstück bei gleichzeitig breitem Mund) desto mehr Bedeutung erhält einer der weiteren Faktoren.

Hinweis: Der seitliche Ansatz begünstigt unter Umständen diese Spannung, da einer der beiden „Schwingungsansatzpunkte” dadurch bereits fixiert ist.

2. 'Druck'

Um das Aufeinanderschwingen der Lippen zu ermöglichen, müssen die „Ansatzpunkte” der Schwingung (das Zusammenliegen der Lippen am Mundstückrand) stabilisiert werden, damit die Lippen an diesen Punkten nicht auseinanderdriften (Das entspricht in etwa dem „drückenden Finger”, der eine Gitarrensaite auf dem Griffbrett fixiert). Dazu muss „Druck” [1] von oben und unten ausgeübt werden.

Auch in der Mitte der schwingenden Lippen muss dieser Druck ausgeübt werden und verstärkt dadurch das Zusammentreffen der Lippen / Amplitude. Bildlich entspricht dies dem Festhalten eines Gegenstandes mit den Lippen, z. B. eines Stiftes. Dieses „Stift- Festhalten” stellt auch eine gute praktische Übung zum Trainieren der Lippenspannung dar.

Hinweise:

  • Einsteiger simulieren diesen Druck oft durch das Anpressen des Mundes ans Mundstück. Dies schränkt die Durchblutung und Beweglichkeit der Lippen ein. Bei trainierter Gesichts- bzw. Lippenmuskulatur wird dagegen ein sanftes, flexibles Ansetzen der Lippen ermöglicht.
  • Auch hier bietet der seitliche Ansatz Vorteile, da an einer Seite Aufhängungspunkt und Schwingungsansatzpunkt identisch sind.

3. Fläche [2]

Die Durchtrittsfläche der Luft hängt von der Form der Lippen im Zusammenspiel mit dem Mundstück ab und ist im engeren Sinne eher eine anatomische Voraussetzung als ein Resultat der Spannung. Sie wird aber meist wie eine Spannung gefühlt, und die Mechanismen der gezielten Beeinflussung entsprechen denen der oben genannten Faktoren.

Als bildliche Vorstellung diene hier das Bild der Lippen wie zwei aufeinanderliegende gespannte, flache Gummibänder:

Der Luftstrom drückt zunächst die inneren Ränder auseinander und läuft dann wie eine „Blase” durch die Fläche. Die äußeren Ränder werden als letztes auseinander gedrückt, während die inneren Ränder bereits wieder zueinander schwingen. Je tiefer die Fläche im Bezug zur Breite, desto ausgeprägter ist dieser Effekt.

Breite, kurze Flächen (großes Mundstück oder/und schmale Lippen) unterstützen die vokalischen Obertöne stärker, benötigen aber mehr Spannung; schmale, tiefe Flächen (kleines Mundstück oder/und volle Lippen) reagieren leichter auf kleinere Druckimpulse, benötigen weniger Spannung, erzeugen aber einen "rauheren" Ton [3].

Dieser Effekt kann erzielt/verstärkt werden durch das Schürzen der Lippen (Kussmund) ins Instrument oder/und durch Verkleinerung des Mundstückes.

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[1] Bei diesem Druck handelt es sich um eine komplexe Muskelbewegung (d. h. verschiedenen Muskelanspannungen) der Lippen-Ringmuskulatur.

[2] Dieser Punkt gehört in wesentlichen Bereichen zum Stichwort „Grundton/Tonbildung”. Die Einbindung und Abstimmung erfolgt baldmöglichst.

[3] Dieser Faktor ist nach Meinung des Autors ein wesentlicher der vielen Gründe, weshalb sich traditionelles Spiel klanglich vom modernen westlichen unterscheidet.

[AS]